SEIT IHRER GRÜNDUNG IM JAHR 1957 IST DIE EU VON SECHS LÄNDERN AUF 27 LÄNDER ANGEWACHSEN. DIESE LÄNDER HABEN SICH ZUSAMMENGESCHLOSSEN, UM IHR SCHICKSAL GEMEINSAM IN DIE HAND ZU NEHMEN. WELCHE LÄNDER GEHÖREN ZUR EU – UND WANN SIND SIE IHR BEIGETRETEN? IN DIESEM KAPITEL ERFÄHRST DU, WIE SICH DIE EU ZU DEM ENTWICKELT HAT, WAS SIE HEUTE IST, UND WAS SIE SO EINZIGARTIG MACHT.
Die Europäische Union ist eine einzigartige Partnerschaft zwischen 27 europäischen Ländern, die als Mitgliedstaaten oder EU-Länder bezeichnet werden. Sie erstreckt sich fast über den gesamten europäischen Kontinent. In der Europäischen Union leben rund 447 Millionen Menschen, was etwa 6 % der Weltbevölkerung entspricht. Die Bürgerinnen und Bürger der EU-Länder sind auch Bürgerinnen und Bürger der EU.
Schau dir die aufgeführten Flaggen und Ländernamen an. Dies sind alles europäische Länder, aber sie gehören nicht alle zur Europäischen Union. Wenn du die EU-Länder gefunden hast, lokalisiere sie auf der Landkarte. Falls du Hilfe benötigst, wirf einen Blick auf diese Website: europa.eu/!9bpudp
ALBANIEN
ANDORRA
BELGIEN
BOSNIEN UND
HERZEGOWINA
BULGARIEN
DÄNEMARK
DEUTSCHLAND
ESTLAND
FINNLAND
FRANKREICH
GRIECHENLAND
IRLAND
ISLAND
ITALIEN
KROATIEN
LETTLAND
LIECHTENSTEIN
LITAUEN
LUXEMBURG
ΜΑLTA
MOLDAU
MONTENEGRO
MONACO
NIEDERLANDE
NORDMAZEDONIEN
NORWEGEN
ÖSTERREICH
POLEN
PORTUGAL
RUMÄNIEN
SAN MARINO
SCHWEDEN
SCHWEIZ
SERBIEN
SLOWAKEI
SLOWENIEN
SPANIEN
TSCHECHIEN
TÜRKEI
UKRAINE
UNGARN
VATIKANSTADT
VEREINIGTES
KÖNIGREICH
WEISSRUSSLAND
ZYPERN
Stell dir vor, du arbeitest für ein Reisebüro in irgendeinem europäischen Land. Wähle die beiden EU-Länder aus, die du am besten kennst, und schreibe über diese einen kurzen Text für Touristen. Zum Beispiel: Wie viele Menschen leben in diesen beiden Ländern, und wie heißt die jeweilige Hauptstadt? Was haben diese Länder Besuchern zu bieten (kulinarische Spezialitäten, Kultur, Sprache usw.)?
... dass zur EU auch neun Regionen gehören, die sehr weit vom europäischen Kontinent entfernt sind? Diese überseeischen Gebiete (auch bezeichnet als „Gebiete in äußerster Randlage“) sind Französisch-Guayana, Guadeloupe, Martinique, Mayotte, La Réunion und Saint-Martin (Frankreich), die Azoren und Madeira (Portugal) sowie die Kanarischen Inseln (Spanien).
Die Europäische Union hat 24 Amtssprachen.
Warum so viele? Ohne ihre Mitgliedstaaten und deren Bürgerinnen und Bürger gäbe es die EU nicht. Als eine demokratische Organisation muss sie mit den Regierungen der Mitgliedstaaten, deren Einwohnerinnen und Einwohnern sowie deren Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen in der jeweiligen Sprache kommunizieren. Alle Menschen, die in der EU leben, haben das Recht, zu erfahren, was in ihrem Namen und mit ihren Steuergeldern getan wird und an welche Regeln sie sich halten müssen. Außerdem müssen sie die Möglichkeit haben, sich aktiv an EU-Angelegenheiten zu beteiligen, ohne zuerst eine Fremdsprache erlernen zu müssen.
... dass du dich in jeder der 24 EU-Amtssprachen an die Institutionen der EU wenden kannst und in derselben Sprache eine Antwort erhältst?
Hast du schon einmal den Ausdruck „In Vielfalt geeint“ gehört? Das ist das Motto der EU; es bringt auf den Punkt, worum es bei den Werten der EU geht. Auch wenn jedes EU-Land seine eigene Kultur, Sprache und seine eigenen Traditionen besitzt, sind alle durch dieselben gemeinsamen Werte vereint und müssen als Mitglieder der Europäischen Union diese Werte auch einhalten.
Ein Grundwert, der alle EU-Länder verbindet, ist die Demokratie. Dies bedeutet, dass nur demokratische Länder Mitglieder der Europäischen Union sein können. Die anderen Werte, die alle EU-Länder gemeinsam haben, sind Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit sowie Achtung der Menschenrechte, einschließlich der Rechte von Personen, die Minderheiten angehören.
Die EU gründet sich auf sechs Grundwerte, die das Fundament unserer Gesellschaft bilden:
Für diese Werte ist viele Jahre lang gekämpft worden, und sie haben die Art von Gesellschaft, in der wir heute leben, geprägt.
Die europäischen Werte sind in den EU-Verträgen und in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union verankert. Dabei handelt es sich um wichtige Rechtstexte, die alle EU-Länder gebilligt haben und daher respektieren müssen.
In den EU-Verträgen sind die Vorschriften festgelegt, nach denen die EU arbeitet. Sie werden von Zeit zu Zeit angepasst, z. B. wenn neue Länder beitreten oder wenn sich die Arbeitsweise der EU ändert. Der jüngste Vertrag ist der Vertrag von Lissabon, der 2007 in der portugiesischen Hauptstadt unterzeichnet wurde.
Weitere Informationen über die EU-Verträge findest du unter europa.eu/!cp36rf
Die Charta der Grundrechte der Europäischen Union trat mit dem Vertrag von Lissabon in Kraft. In ihr werden die Rechte und Freiheiten festgelegt, die allen in der EU lebenden Menschen zustehen, z. B. persönliche, wirtschaftliche und soziale Rechte. Um der modernen Gesellschaft Rechnung zu tragen, enthält die Charta auch neuere Grundrechte, z. B. in Bezug auf Datenschutz und Bioethik. Sie enthält auch spezifische Bestimmungen über die Rechte von Minderjährigen, mit denen sichergestellt wird, dass Kinderrechte Teil der Menschenrechte sind, zu deren Einhaltung und Schutz die EU und ihre Mitgliedstaaten verpflichtet sind.
Weitere Informationen zur Charta der Grundrechte der Europäischen Union findest du unter https://fra.europa.eu/de/eu-charter. Weitere Informationen zur EU-Kinderrechtsstrategie findest du unter https://ec.europa.eu/info/policies/justice-and-fundamental-rights/rights-child_de
Die EU besteht aus sehr unterschiedlichen Ländern. Das EU-Land mit der höchsten Bevölkerungszahl ist Deutschland mit rund 83 Millionen Einwohnern, während das kleinste Land, Malta, gerade einmal 500 000 Einwohner zählt. In der EU sprechen die Menschen verschiedene Sprachen und verwenden drei verschiedene Alphabete (das lateinische, das griechische und das kyrillische). In jedem Land gibt es unterschiedliche Traditionen, Kulturen, kulinarische Spezialitäten und Feste.
... dass die Europaflagge einen Kreis aus zwölf goldenen Sternen auf blauem Hintergrund zeigt? Sie wurde 1984 von der Europäischen Union (die damals noch Europäische Wirtschaftsgemeinschaft hieß) eingeführt und weht heute auf Gebäuden, in Parks und an Denkmälern in ganz Europa. Die Zahl der Sterne beträgt stets zwölf. Sie symbolisieren Einheit, Solidarität und Harmonie zwischen den Menschen in Europa.
Ein Land, … | (A) ... kann Mitglied der EU werden |
(B) ... kann nicht Mitglied der EU werden |
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1. das keine Pressefreiheit gewährt, | JA/NEIN | JA/NEIN |
2. das die Todesstrafe praktiziert, | JA/NEIN | JA/NEIN |
3. das es seinen Bürgern erlaubt, gegen die Regierung zu protestieren, | JA/NEIN | JA/NEIN |
4. in dem regelmäßig Parlamentswahlen stattfinden, | JA/NEIN | JA/NEIN |
5. in dem die Armeeführung die Politik bestimmt und sogar militärisch in die Innenpolitik eingreifen kann, | JA/NEIN | JA/NEIN |
6. in dem Menschen so lange als unschuldig gelten, bis ein Gericht ihre Schuld festgestellt hat, | JA/NEIN | JA/NEIN |
7. in dem es nur eine Partei gibt, die immer die Regierung stellt, | JA/NEIN | JA/NEIN |
8. das Minderheiten schützt, die Diskriminierungen und Vorurteilen von Mehrheitsgruppen ausgesetzt sind, | JA/NEIN | JA/NEIN |
Nach zwei zerstörerischen Weltkriegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1914-1918 und 1939-1945) wollten die Menschen verhindern, dass so etwas jemals wieder passieren würde.
Zwischen 1945 und 1950 leiteten einige europäische Politiker, darunter Robert Schuman, Konrad Adenauer, Alcide De Gasperi und Winston Churchill, einen Prozess ein, mit dem die Europäische Union geschaffen wurde, in der wir heute leben. Ihre Vision war es, europäische Länder wirtschaftlich und politisch zu einen, um dauerhaften Frieden und Wohlstand zu sichern.
Am 9. Mai 1950 schlug der französische Außenminister Robert Schuman vor, die europäische Kohle- und Stahlproduktion zusammenzulegen. Dies waren seinerzeit die Rohstoffe, mit denen Krieg geführt wurde – Kohle als Energiequelle und Stahl für Waffen und Maschinen. Durch die Zusammenlegung ihrer Produktion konnte sich kein Land heimlich gegen die anderen bewaffnen. Auf der Grundlage dieses Vorschlags entstand 1952 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Sie wurde von sechs Nachbarländern – Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Luxemburg und den Niederlanden – gegründet und legte den Grundstein für die EU, wie wir sie heute kennen.
Mehr über die Menschen und die Politikerinnen und Politiker, die die Europäische Union im Laufe der Jahre geprägt haben, erfährst du hier in unserer Reihe EU-Pionierinnen und Pioniere:
Einige Jahre danach beschlossen die sechs Gründerstaaten, ihre Zusammenarbeit auf weitere Wirtschaftszweige auszudehnen. Der Vertrag von Rom zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft wurde 1957 unterzeichnet und trat 1958 in Kraft. Sein ursprüngliches Ziel bestand darin, den Handel und die weitere wirtschaftliche Integration zwischen den teilnehmenden Ländern zu fördern.
Im Jahr 1973 traten Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich (*) der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft bei. Einige Jahre später konnten nach dem Ende rechtsgerichteter Diktaturen in Südeuropa drei weitere Länder die Mitgliedschaft beantragen. Das erste war Griechenland, das 1981 beitrat. Portugal und Spanien folgten 1986. 1993 wurde die Europäische Union gegründet, und zwei Jahre danach traten Österreich, Finnland und Schweden bei. Damit hatte sich die Zahl der EU-Mitgliedstaaten auf 15 erhöht.
Kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Europa durch den Eisernen Vorhang in Ost und West gespalten, womit der 40 Jahre andauernde Kalte Krieg eingeleitet wurde. Die Berliner Mauer, die mitten durch die Stadt verlief, war ein Symbol für diese Teilung. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus im Jahr 1989 begannen die ehemals kommunistischen Länder Mittel- und Osteuropas einen Demokratisierungsprozess und beantragten den Beitritt zur EU.
2004 traten acht mittel- und osteuropäische Staaten der EU bei: Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Im selben Jahr wurden auch die Mittelmeerinseln Malta und Zypern EU-Mitglieder. 2007 traten Bulgarien und Rumänien bei, gefolgt von Kroatien im Jahr 2013.
Die Aufnahme neuer EU-Mitgliedstaaten hat den gemeinsamen Markt erweitert und dazu beigetragen, Frieden und Wohlstand in Europa zu erhalten. Neue Mitglieder müssen bereit sein, die Verträge zu unterzeichnen und das EU-Recht in seiner Gesamtheit zu übernehmen. Sie müssen sich zu den Werten der EU bekennen, also zu den Grundsätzen der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten.
Über ihre eigenen Grenzen hinaus unterhält die EU auch enge Beziehungen zu ihren Nachbarstaaten. Die Europäische Nachbarschaftspolitik unterstützt Sicherheit, Stabilität und Wohlstand in den Ländern, die im Osten und Süden unmittelbar an die EU angrenzen. Darüber hinaus gibt es die Erweiterungspolitik der EU, die sich auf mögliche neue Mitglieder bezieht. Jenseits der „Nachbarschaftsregion“ basieren die globalen Beziehungen der EU in der Regel auf Handelsabkommen, Partnerschaften und multilateraler Zusammenarbeit.
... dass zurzeit folgende Staaten Kandidatenländer für eine EU-Mitgliedschaft sind: Albanien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und die Türkei. Potenzielle Kandidatenländer sind Bosnien und Herzegowina sowie das Kosovo (*).
(*) Diese Bezeichnung berührt nicht die Standpunkte zum Status und steht im Einklang mit der Resolution 1244/1999 des UN-Sicherheitsrates und dem Gutachten des Internationalen Gerichtshofs zur Unabhängigkeitserklärung des Kosovos.
Die EU wurde gegründet, um den dauerhaften Frieden zwischen ihren Mitgliedern zu sichern. Seit ihrer Gründung sind gewaltsame Konflikte innerhalb Europas und Anlässe für den Ausbruch von Kriegen zwischen europäischen Ländern stark zurückgegangen. In Anerkennung ihres Eintretens für Frieden, Demokratie und Menschenrechte in Europa und weltweit wurde der Europäischen Union im Jahr 2012 der Friedensnobelpreis verliehen. Das Preisgeld in Höhe von 930 000 EUR (zuzüglich weiterer 930 000 EUR von der EU selbst) beschloss die EU an Kinder zu spenden, die der Möglichkeit beraubt sind, in Frieden aufzuwachsen.
DIE EU IM WANDEL DER ZEIT
Von einem Kontinent im Krieg zu einer friedlichen Union: Folge dem Weg, den die EU zurückgelegt hat, anhand unseres EU-Zeitstrahls:
Wie wir gesehen haben, reichen die Ursprünge der Europäischen Union bis in die frühen 1950er-Jahre zurück, als sie von Menschen gegründet wurde, die die Gräueltaten eines oder sogar zweier Weltkriege erlebt hatten. Diese Kriege hatten Millionen und Abermillionen Menschen auf dem gesamten europäischen Kontinent den Tod gebracht. Damals war das Bestreben, Länder und Menschen zu vereinen, die einander noch vor so kurzer Zeit bekämpft hatten, etwas absolut Visionäres.
Als du und deine Freundinnen und Freunde geboren wurdet, herrschten in der EU bereits seit über 50 Jahren Frieden und Wohlstand, auch wenn ihr vielleicht von Konflikten in anderen Teilen der Welt während dieser Zeit gehört oder gelesen habt. Was bewegt dich als junger Mensch bei dem Gedanken an eine so lange Friedenszeit in Europa? Ist das für dich eine Selbstverständlichkeit, oder machst du dir manchmal Sorgen um die Zukunft? Ist Demokratie allein genug, um den Frieden zu sichern? Diskutiere darüber mit deinen Mitschülerinnen und Mitschülern.